Weiden/Waldthurn.
Im der total überfüllten Gustav-von Schlör-Saal der Max-Reger-Halle in Weiden
hielt der erst 38-jährige neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor Freiherr
von und zu Guttenberg, was die Medien versprachen. Ohne Schnörkel redete er der
sozialen Marktwirtschaft das Wort. Er warnte vor zu viel Staat in den
unternehmerischen Aktivitäten. Bei einem kurzen Gespräch mit Bürgermeister Josef
Beimler aus Waldthurn zeigte sich der neue Stern am Politik-Himmel überrascht
über familiären Verbindungen zum Geschlecht der Lobkowitzer, das einige
Jahrhunderte lang die Geschicke der Marktgemeinde prägte.
Kaum ein Durchkommen gab es in der Max-Reger-Halle in Weiden am 5. Juni 2009 um 20:00 Uhr. Der Bundeswirtschaftsminister hatte zu Gunsten des Auftritts in Weiden auf ein Treffen mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama in Dresden und in Buchenwald bei Weimar verzichtet. In einer mitreißenden rund einstündigen Rede erläuterte der aus Oberfranken (Kulmbach) kommende Nachwuchsstar der CSU nochmals seine Haltung zu den aktuellen Diskussionen um die staatliche Subventionen in der Großindustrie am Beispiel des in Schieflage geratenen Automobilherstellers Opel. Das Magna-Konzept lasse noch noch viele Fragen offen. Die unter hohem Zeitdruck gegebene Bürgschaft von 1,5 Milliarden Euro von Bund und Ländern dürfe nicht als Eingangstür für Staatshilfen an weitere Unternehmen missverstanden werden. Das gelte vor allem für Unternehmen wie Arcandor, die nicht erst seit der Finanzkrise ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.
Nach dem Sündenfall Opel wolle er bei weiteren Hilferufen seiner Linie treu zu bleiben. „Ich sehe überhaupt nicht ein, dass als Erstes der Ruf nach dem Staat erschallt, bevor Gesellschafter und Gläubiger in die Pflicht genommen werden.“ Nicht prominente Unternehmen gelte es zu retten, sondern Arbeitsplätze. Sein politisches Handeln richte sich nicht nach der Größe eines Unternehmens, nicht nach der Lautstärke, mit der geschrien werde, sondern danach, dass alle nach den gleichen Kriterien beurteilt würden.
Der Waldthurner Bundestagsabgeordnete MdB Albert Rupprecht, dem das Kommen des Wirtschafts- und Technologieministers nach Weiden zu verdanken war, ermöglichte noch ein kurzes Gespräch mit dem Waldthurner Bürgermeister Josef Beimler. Der Minister sicherte dem Gemeindeoberhaupt jegliche Unterstützung zu und zeigte sich überrascht über die von Josef Beimler mitgeteilten Verbindungen der fränkischen Adelsfamilie zu Waldthurn. Zum einen wäre eine Gräfin von Lobkowitz aus dem böhmischen Adelsgeschlecht, das lange Zeit die Geschicke Waldthurns bestimmte, als Urahnin des jetzigen Wirtschaftsministers zu nennen, zum anderen hätte die in Geldschwierigkeiten geratenen Waldthurnern um das Jahr 1500 die Burg Schellenberg an den fränkischen Ritter Philipp von Guttenberg, der seine Kulmbacher Besitzungen verloren hatte, verpfändet. Um dem flüchtigen Bruder Moritz von Guttenberg den Unterschlupf auf Schellenberg in Zukunft zu verwehren, wäre die Burg geschleift und seitdem nie wieder aufgebaut worden. Die Waldthurner hätten sie zwar ob ihres Zustands sehr günstig wieder eingelöst, hätten sie aber weiter verfallen lassen.